Immerhin entsteht in Frankfurt das Lustspiel Die Mitschuldigen
- ein Lustspiel freilich, dessen illusionsloser Blick in die Welt zum Lachen
wenig Anlaß gibt. Der trunksüchtige, dem Spiel verfallene Söller
bestiehlt Alceste. Der Wirt opfert die eigene Tochter, die er für
die Diebin hält, seiner unbezähmbaren Neugierde auf und verrät
sie an Alceste. Alceste, der Freigeist, der Sophie in eindeutiger Absicht
auf sein Zimmer bestellte, und sich dann doch von ihrer empfindsamen Seelenliebe
beeindruckt zeigt, traut ihr den Diebstahl sofort zu. Er hält sie
nun für eine Heuchlerin, deren Schwäche er ausnutzen will, um
doch noch sein Ziel zu erreichen. Söller, der schon beim Plan des
Diebstahls seine "schöne Frau" ins Kalkül zog, glaubt sich nach
seiner Selbstentlarvung vor der Verfolgung durch Alceste sicher, weil der
ihm die Frau gestohlen habe. Hebt das Schäferspiel Die Laune des
Verliebten die "bürgerliche Societät" im idealen Bild einer
harmonischen Gemeinschaft auf, so werfen die Mitschuldigen einen
Blick in ihre Abgründe. Sie zeigen die "seltsamen Irrgänge [...]
mit welchen die bürgerliche Societät unterminirt ist", deren
Oberfläche durch "Religion, Sitte, Gesetz, Stand, Verhältnisse,
Gewohnheit" beherrscht wird (vgl. Dichtung und Wahrheit 7. Buch). Anders
als in Die Laune des Verliebten ist eine Lösung der Konflikte
hier nicht mehr denkbar. Der Schluß zitiert mit den Auflösungen
der Verwirrungen um den Diebstahl das glückliche Ende des Komödienschlusses
und läßt doch die Gesellschaft in ihrem alten heillosen Zustand
zurück.